Geteilte Verantwortung in der Lieferkette
Nachhaltigkeitsbezogene Herausforderungen für Importeure von Textilien
Operationalisierung der Anforderungen zum Risiko- und Nachhaltigkeitsmanagement
Wer in einer Handelskette (günstig) Textilien erwerben will, geht vielleicht davon aus, die Handelskette hätte das Produkt selbst entworfen und herstellen lassen. In der Praxis erfüllt aber - für die Kundschaft nicht wahrnehmbar - typischerweise ein Textilimporteur diese Aufgabe. Die Anforderungen, die das Produkt zu erfüllen hat und die im Rahmen der Herstellungsprozesses zu erfüllen sind, definiert allerdings weiterhin die Handelskette, die zugleich darauf Wert legt, einen günstigen Einkaufspreis zu erzielen.
Die Importeure haben also nicht nur Anforderungen an Design, Qualität, Lieferverlässlichkeit und Preis zu erfüllen; vielmehr verfolgen die Handelsketten im Rahmen der jeweiligen „Corporate Responsibility“-Strategien spezifische Ziele, die über die rechtlichen Mindestanforderungen (regulative Compliance) hinausgehen. Die Anforderungen richten sich dabei einerseits auf die gelieferten Produkte selbst, beziehen andererseits aber auch Bedingungen am Ort der Produktion mit ein. Dazu gehören Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit (real vollzogen), aber auch „soziale“ Faktoren wie angemessene Entlohnung und die Möglichkeit, die Interessen der Beschäftigten kollektiv gelten zu machen (z.B. mittels Gewerkschaften oder betrieblichen Interessenvertretungen); letztlich also Anforderungen an regionale und betriebliche Governance. Hinzu kommen die teils sehr ambitionierten Ziele und detaillierten Dokumentations- und Mitteilungspflichten im Bereich des „Chemikalienmanagements“, wie sie sich aus den von den Handelsketten unterzeichneten „Detox-Commitments“ (gegenüber Greenpeace), aber auch aus dem Chemikalien- und Kreislaufwirtschaftsrecht der EU ergeben (Stichwort: Stoffe in Produkten). Die stichwortartige Zusammenstellung macht deutlich, dass es für Importeure nicht leicht ist, alle vorgenannten Anforderungen zu erfüllen und zugleich eigene Akzente zu setzen.
Das Praxisprojekt beschäftigt sich mit einem halben Dutzend an spezifischen Herausforderungen für Textil-Importeure, die sich aus den vorgenannten Herausforderungen ergeben. Dazu gehört etwa die Frage, wie der Importeur besondere Anstrengungen in Richtung eines "nachhaltigeren" Designs als Alleinstellungsmerkmal gewinnbringend nutzen kann. Es geht aber etwa auch um die Frage, wie die Detox-Vorgaben der Handelsketten sowie die Dokumentations- und Berichtspflichten zu erfüllen und zugleich die Produktinformationen so zu integrieren, sodass Endkunden mehr zu den Inhaltsstoffen erfahren und bei der Kaufentscheidung berücksichtigen kann (im Sinne einer Nachverfolgbarkeit - Tradeability - des Chemikalieneinsatzes im Herstellungsland und der verbleibenden Chemikalien im Textil, etwa über eine nutzfreundliche Smartphone-Applikation).