Risiko, Nachhaltigkeit und Governance

Wenn es darum geht, Prozesse "Nachhaltiger Entwicklung" zu initiieren, stellt sich die Frage, wie sich auf globaler wie auch auf der nationalen und regionalen Ebene Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensmodelle entwickeln lassen, die ermöglichen,

"dass die gegenwärtige Generation ihre Bedürfnisse befriedigt, ohne die Fähigkeit der zukünftigen Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können."  (Brundtlandt Report)

Dies betrifft sowohl das unternehmerische wie auch individuelle sowie das gesellschaftliche Handeln insgesamt, wie sich auch in den "Sustainable Development Goals" (SDG´s) zeigt, beschlossen von der Vollversammlung der Vereinten Nationen im September 2015. Die folgende Abbildung (Quelle: Stockholm Resilience Institute) zeigt das Zusammenspiel der verschiedenen Ziele und ihre Verortung in Biospähre, Gesellschaft und Wirtschaft.

Planetary Boundaries

Die gemeinsame Verantwortung ist dabei generationsübergreifend ausgerichtet: Es geht darum, die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten auch für kommende Generation zu erhalten. Orientierung vermitteln dabei die "planetaren Begrenzungen" (Planetary Boundaries): Gestützt auf den internationalen Stand der Wissenschaft zeigen sie an, wo sich die Menschheit noch im "Safe Operation Space" bewegt und wo die Wirkungen bereits darüber hinaus reichen. Dies ist der Fall beim Artenschutz, dem Eintrag von Düngemitteln (Phosphor und Stickstoff) und der Freisetzung von Chemikalien aller Art ("Novel Entities"). Auch bei der Veränderung der Landnutzung und Klimawandel sind die Planetaren Begrenzungen überschritten.

Governance für den Umgang mit Ungewissheiten: Risiken bewältigen

Will man die Herausforderungen, die mit den Zielen einer Nachhaltigen Entwicklung verbunden sind, bewältigen, muss man in der Lage sein, die vielfältigen Unsicherheiten über die Wirkungen unterschiedlicher Handlungsoptionen und über zukünftige soziale und technische Entwicklungen systematisch zu berücksichtigen und dabei zugleich Offenheit für weitere Lernprozesse zu bewahren.
Der heutige Umgang mit Unsicherheit, Risiken und Nichtwissen ist oftmals mit Konsequenzen verbunden, die weit in die Zukunft hineinreichend. Unser heutiges Handeln geht daher mit Verpflichtungen gegenüber der kommenden Generationen einher, wie dies etwa auch in Artikel 20a des Grundgesetzes zum Ausdruck kommt.

Risiko und Nachhaltigkeit sind dabei aus einer handlungsorientierten Perspektive in dreifacher Hinsicht verknüpft:

  1. Risiken und Chancen sind handlungsrelevant, wenn und soweit sie die Wahrnehmungsschwelle der Akteure überschreiten. Ändert sich der Bezugsrahmen oder der Zeithorizont, so ändert sich auch die Wahrnehmung der Akteure im Hinblick auf die erwünschten und unerwünschten Wirkungen.
     
  2. Will man heute Nachhaltigkeitspotentiale erschließen, muss man Strategien entwickeln, die die vielfältigen Unsicherheiten über die Wirkungen unterschiedlicher Handlungsoptionen und über zukünftige soziale und technische Entwicklungen berücksichtigen. Mit entsprechenden Methoden lassen sich die erwünschten und unerwünschten Wirkungen ("Chancen" und "Risiken") besser abschätzen und für die Gestaltung von Nachhaltigkeitsprozessen nutzen.
     
  3. Ein Umsteuern in Richtung Nachhaltiger Entwicklung verlangt eine proaktive Mitwirkung sowohl der Unternehmen als auch der Bürgerschaft insgesamt. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müssen folglich entsprechende Anreize setzen und Hemmnisse abbauen: Die entsprechenden Governance-Mechanismen sind dabei so zu gestalten, dass sie gesellschaftliche Lernprozesse initiieren, die es den Akteuren erlauben, Risiken aus verschiedenen Perspektiven (integrativ) zu betrachten und auf dieser Basis von dem bislang vorherrschenden Umgang mit Risiken (siehe etwa: Europäische Umweltagentur - Late lessons from early warnings) zu einem proaktiven Herangehen zu gelangen.

 

Forschungspreis für Studierende


Siehe dazu auch den Forschungspreis für Studierende

"Anschauliche Visualisierung der Herausforderungen Nachhaltiger Entwicklung"


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